- Detektiv-Tipps & Tricks
- Detektiv-Interview
Guten Tag, wie heißen Sie, wie alt sind Sie und was sind Sie von Beruf?
Ich heiße Jochen Meismann, bin 57 Jahre alt und arbeite als Detektiv.
Wie lange sind sie schon Detektiv?
Ich übe den Beruf schon seit 1981 aus. Allerdings habe ich auch schon vor diesem Zeitpunkt hin und wieder Einsätze in der Detektei meines Vaters durchgeführt.
Wollten Sie schon als Kind Privatdetektiv werden?
Mein Vater war Chef einer Detektei. Schon als Kind hat er mich immer wieder zu Einsätzen mitgenommen. Als ich dann ein Jugendlicher war, musste ich die ersten kleinen Einsätze für meinen Vater durchführen und ihm helfen, soweit das einem Jugendlichen möglich war. Schon damals gefiel mir diese Tätigkeit und es war recht schnell klar, dass ich auch in dem Beruf arbeiten wollte.
Was fanden Sie als Kind so spannend am Detektiv-Beruf?
Weil ich schon als Kind die ersten Einsätze mitgemacht hatte, bekam ich schnell Einblicke in die Hintergründe des Berufs. Mir hat gefallen, dass ich stets in verschiedene Rollen schlüpfen musste, um bei den Ermittlungen Erfolg zu haben. Ein wenig schauspielerisches Talent ist dabei hilfreich.
Gab es als Kind andere Berufe, die Sie sich hätten vorstellen können?
Bevor mir klar war, dass der Detektiv-Beruf spannend und abwechslungsreich ist, wollte ich gerne Sprecher beim Radio werden.
Mögen Sie Krimis und Detektiv-Geschichten?
Ja, ich lese gerne gute Krimis. Detektiv Geschichten lese ich weniger. Das hängt vielleicht damit zusammen, dass es mehr gute Krimis als Detektivbücher gibt.
Wer ist Ihr liebster Krimi-Detektiv?
Das ist eine ganz schwere Frage. Als kleiner Junge war ich begeistert von dem Buch Emil und die Detektive. Als Jugendlicher mochte ich Rockford oder Magnum, die damals im deutschen Fernsehen liefen. Später gefielen mir die deutschen Fernseh-Detektive besser, allen voran Bruno Roth in Detektivbüro Roth und Georg Wilsberg in Wilsberg, der ja heute noch läuft.
Was finden Sie so spannend an den Detektiven Bruno Roth und Georg Wilsberg?
Bei Bruno Roth war es seine ruhige Art, bei Wilsberg ist es einfach nur lustig zu sehen, wie er stets mit seinen etwas tollpatschigen Freunden von einer Verlegenheit in nächste gerät. Weil ich in Münster studiert habe, sind die Wilsberg-Fälle für mich natürlich mit viel Lokalkolorit verbunden.
Sind die Fälle der beiden sehr realistisch oder einfach nur spannend aber unrealistisch?
An Wilsberg ist rein gar nichts realistisch. Bei Detektivbüro Roth gab es hin und wieder Folgen, die tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Alltag eines Detektivs hatten.
Wie kommt man auf den Detektivberuf?
Weil mein Vater schon Detektiv war, konnte ich früh Einblick in den Alltag nehmen und bin deswegen auf die Idee gekommen, diesen Beruf auszuüben.
Wie wird man eigentlich Detektiv?
Es gibt verschiedene Wege. Viele Detektive haben früher für die Polizei gearbeitet und wechseln irgendwann zum Beruf Detektiv. Man kann aber auch Detektiv werden, ohne vorher Polizist gewesen zu sein. Wichtig ist es eine Detektei zu finden, bei der man eine Ausbildung machen kann. Diese Plätze sind rar.
Gibt es auch eine Schule / Ausbildung für Detektive?
Man kann zum Beispiel über die ZAD einen Lehrgang machen. Parallel zu dem Lehrgang sollte man schon in einer guten Detektei arbeiten.
Welche Eigenschaften sollte man als Detektiv mitbringen?
Er sollte vor allen Dingen viel Geduld haben. Eine gute Auffassungsgabe und eine umfassende Allgemeinbildung sind ebenso nötig. Man sollte auch nicht schüchtern sein, denn man muss manchmal bei wildfremden Menschen an der Tür schellen und denen eine Geschichte erzählen, um Informationen zu bekommen.
Was macht man eigentlich als Detektiv?
Es gibt sehr viele Aufgaben. Viele Detektive spezialisieren sich auf bestimmte Gebiete. Die einen beobachten Menschen den ganzen Tag über, andere machen Ermittlungen, indem sie andere Personen befragen oder im Internet und in Datenbanken recherchieren. Wiederum andere sind spezialisiert auf den Einbau von Video-Überwachungskameras und andere beschäftigen sich mit der Suche nach Abhörgeräten. Es gibt noch eine ganze Reihe anderer Arbeiten.
Wenn man stundenlang im nachts im Auto sitzt und ein Haus observiert – wird das nicht langweilig? Wie vertreiben Sie sich die Zeit?
Es stimmt, dass gerade bei einer Observation oft nichts passiert. Das ändert aber nichts daran, dass der Detektiv sich die ganze Zeit voll konzentrieren muss. Schließlich könnte die Person, die er beobachten muss, ja jeden Augenblick losfahren. Der Detektiv kennt diesen Zeitpunkt nicht. Darum kann er auch nicht lesen oder im Internet surfen oder sich einen Film ansehen. Aber er kann Radio hören oder ein Hörbuch im Auto genießen, was eine sehr gute Ablenkung ist.
Was macht Ihnen am meisten Spaß am Detektiv-Beruf?
Mir macht es am meisten Spaß, andere Menschen zu überführen, die etwas gemacht haben, was nicht erlaubt ist. Das ist dann stets ein Erfolgserlebnis.
Was macht Ihnen eigentlich gar keinen Spaß?
Ewigkeiten vor einem Haus zu warten, ob jemand endlich wegfährt, macht mir keinen großen Spaß.
Wie verfolge ich jemanden, ohne dass es einer merkt?
Meistens läuft so etwas im Team. Es sind dann gleichzeitig mehrere Detektive im Einsatz. Diese müssen sich alle unauffällig verhalten und mit der Umgebung verschmelzen. Auffällige Kleidung ist verboten und auch auffällige Tattoos sind nicht gewünscht.
Was war denn Ihr spannendster Fall?
Es gab schon so viele Fälle, dass man den einen spannendsten Fall gar nicht benennen kann. Vor einigen Jahren haben wir einen Betrüger gejagt, der hier in Deutschland ganz viele Menschen um viel Geld gebracht hat. Wir haben ihn lange gesucht und schließlich in Neuseeland gefunden und gestellt. Das war schon recht aufregend.
Wird es denn auch schon mal gefährlich?
Eigentlich ist der Beruf nicht besonders gefährlich, weil wir ja immer ungesehen im Hintergrund bleiben. Dass es zu brenzligen Situationen kommt, gibt es eigentlich nur im Fernsehen.
Haben Sie eine Pistole oder Messer zum Schutz?
Nein, Detektive dürfen in Deutschland keine Pistole tragen. Eigentlich haben unsere Detektive im Außendienst nur so etwas wie Pfefferspray im Auto dabei. Das ist ganz sinnvoll, weil man ja manchmal nachts in einsamen Gegenden steht und wartet.
Was sind die wichtigsten Werkzeuge in Ihrem Detektiv-Set? Dietriche zum Schlösser knacken, Taschenmesser, Fingerabdruckpulver, ...?
Detektive nutzen keinen Dietrich und ein Taschenmesser habe ich beruflich auch noch nie gebraucht. Fingerabdruck-Pulver nutzen nur die Experten, die Fingerabdrücke bearbeiten, nicht aber der normale Detektiv. Das wichtigste Werkzeug für den Detektiv ist seine Kamera.
Verkleidet sich ein Detektiv manchmal?
Manchmal wechselt man im Einsatz seine Jacke oder setzt sich eine Kopfbedeckung und eine Brille auf, um anders auszusehen als kurz vorher. Kostüme gibt es nur beim Karneval.
Wie kleidet sich ein Detektiv? Sonnenbrille, Hut und Mantel?
Der Detektiv sollte genauso gekleidet sein wie alle anderen in der Umgebung, in der er gerade arbeitet. Die Sonnenbrille ist daher nur im Sommer sinnvoll.
Wie bekommt man als Detektiv eigentlich einen neuen Fall?
Die Kunden kommen oft über Rechtsanwälte an eine Detektei oder durch Werbung in verschiedenen Medien. Wir haben auch eine Website www.detektei-aplus.de über die neue Klienten manchmal Kontakt zu uns aufnehmen.
„Stolpern“ Sie auch manchmal einfach so über einen neuen Fall, dem Sie dann nachgehen, ohne einen offiziellen Auftraggeber zu haben? Also so wie viele Kinderdetektive in den Kinderkrimis?
Nein, so etwas gibt es im realen Leben so gut wie nie. Schließlich müssen wir Geld verdienen, um unser Leben zu finanzieren. Daher ist es nötig, dass wir Auftraggeber haben, die unsere Arbeit auch bezahlen. Manchmal hilft man aber einem Kunden mit kleinen Gratis-Ermittlungen, wenn der Kunde das Geld nicht hat und man ihm trotzdem helfen möchte. Das sind dann meist ältere Kunden, denen man in wenigen Minuten sehr effektiv durch eine einfache Recherche im Internet helfen kann. Für einen guten Detektiv ist das dann eine Kleinigkeit und eine gute Tat.
Darf man als Detektiv eigentlich …
- ... mit dem Fernglas beobachten?
Ja, das darf man, aber man darf damit nicht in Häuser hineinschauen, um sehr private Dinge zu sehen.
- ... heimlich fotografieren?
Ja, auch das ist unter bestimmten Umständen erlaubt, zum Beispiel wenn wir beweisen wollen, dass jemand eine Straftat begeht. Allerdings dürfen wir nicht die Persönlichkeitsrechte einer Person verletzen.
- ... Telefongespräche abhören?
Nein, das ist grundsätzlich verboten.
- ... heimliche Audio-Aufnahmen?
Auch das ist nicht erlaubt.
- ... Schlösser knacken?
Das dürfen Detektive nicht.
- ... Fahrzeuge für Verfolgungsjagden konfiszieren?
Auf gar keinen Fall. So etwas gibt es vermutlich nur im Film.
- ... Diebe verhaften und zur Polizei bringen?
Wenn jemand einen Dieb auf frischer Tat erwischt, darf er den Täter vorläufig festzunehmen, wenn man nicht weiß, wer der Täter ist und befürchten müsste, dass er sonst flieht. Man nennt das Jedermann-Festnahme und diese ist geregelt in §127 Strafprozessordnung. Wie der Name schon sagt, darf das jeder machen, also auch ein Detektiv und sogar Jugendliche dürfen das.
Wenn man das alles nicht machen darf – es also illegal ist – kommt es da schon mal vor, dass Sie selbst bei Ermittlungen das Gesetz brechen müssen?
Detektive bewegen sich immer auf dem Boden der Legalität. Sonst könnte man die Ergebnisse der Ermittlungen auch nicht verwenden.
Welche Detektiv-Tipps können Sie Junior-Detektiven mit auf den Weg geben?
In der Schule fleißig lernen, um ein breites Allgemeinwissen zu haben. Ganz wichtig ist es, Sprachen zu lernen, weil Ermittlungen manchmal in anderen Teilen der Welt durchzuführen sind. Ansonsten gilt: Wer erfolgreich sein will, muss unauffällig bleiben. Also nie auffällig benehmen und keine auffälligen Tattoos stechen lassen, die jeder sofort sieht und wiedererkennt.
Vielen Dank für diese spannenden Einblicke.